Der Inzuchtkoeffizient (IK)
Der Inzuchtkoeffizient ist ein Wert, der den Verwandtschaftsgrad der Eltern zueinander in Prozent angibt und somit den Inzuchtgrad der potenziellen Nachkommen.
Um ein Gefühl für die Werte zu bekommen, hier ein paar Beispiele:
Inzest (Vollgeschwister untereinander, Mutter/Sohn, Vater/Tochter): 25%
Halbgeschwister: 12,5%
Cousin/Cousine: 6,25%
Den IK kann man mithilfe einer Formel berechnen und natürlich über so viele Generationen wie man möchte.
Je mehr Generationen einbezogen werden, desto höher ist der IK, da nach hinten immer mehr gleiche Ahnen vorkommen (leider). Somit ergibt aber die Berechnung über 8-10 Generationen auch ein genaueres Bild als über z.B. nur 3-4.
Bei uns im Pro Dalmatian e.V. haben wir eine Begrenzung von 2,5% über 5 Generationen. Es wird oft behauptet, dass wir, da wir noch relativ klein sind, Inzucht betreiben, dabei achten wir sehr genau darauf und haben sehr viel geringere Werte als viele FCI Würfe.
Beim Dalmatiner gibt es im VDH z.B. keine IK Begrenzung, lediglich Inzest und Halbgeschwister Verpaarungen sind in 3 von 4 Vereinen verboten (Stand April 2023).
Im Übrigen geben wir auf unseren Ahnentafeln den IK der Welpen an.
Ich persönlich achte sehr auf möglichst geringe Verwandtschaft, bisher liegen meine Würfe bei 0%-1,5% (auf 5 Generationen). Der kommende J-Wurf hat einen Wert von 0,79%.
Dies bezieht sich jedoch alles auf rein rechnerische IKs.
Dazu gibt es aber auch noch den genetischen IK. Dieser kann sich vom Rechnerischen sehr stark unterscheiden. Warum? Beim genetischen IK wird die tatsächliche Inzucht eines Individuums anhand einer DNA Analyse bestimmt.
Der rechnerische IK wird nur anhand von gemeinsamen Ahnen der Eltern ermittelt und bezieht keine bereits bestehende Inzuchtbelastung der Vorfahren mit ein.
Ein Hund der rechnerisch 0% hat, kann genetisch trotzdem einen IK von z.B. 18% aufweisen.
Der Ahnenverlustkoeffizient (AVK)
Der AVK ist ein Wert, der in Prozent angibt, wie viele unterschiedliche Ahnen ein Hund hat und hat somit auch mit Inzucht bzw. Diversität zu tun.
Ein AVK von 100% bedeutet, dass kein Ahne im Stammbaum doppelt vorkommt.
50%
würden bedeuten, dass nur noch die Hälfte unterschiedlich ist.
Der AVK des kommenden J-Wurfes beträgt 97,58% auf 5 Generationen.
Den (für mich persönlich) idealsten Wert über z.B. 3 Generationen zu erreichen ist keine große Kunst (wobei vielfach auch da schon Hunde doppelt oder dreifach vorkommen).
3 Generationen bestehen aus insgesamt 14 Ahnen, 4 aus 30 und 5 schon aus 62. Jede weitere Generation hat doppelt so viele Ahnen wie die Vorherige.
Spannend und halbwegs aussagekräftig wird es somit erst bei 5-10 Generationen.
Über 10 Generationen keinen Ahnen zu doppeln dürfte in der Realität schwer bis unmöglich werden. Manche Ahnen können da auch durchaus 10-15mal oder noch öfter vorkommen. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten Rassen auf sehr wenige Gründertiere zurückgehen, aber auch Popular Sires tragen z.B. dazu bei.
Ich bevorzuge es den IK und AVK gemeinsam zu betrachten um ein möglichst genaues Bild zu erhalten.
Denn ein hoher AVK bedeutet einen niedrigen IK, ein niedriger IK dagegen nicht unbedingt einen hohen AVK!
Warum ist das so?
Beide Eltern können stark ingezüchtet sein, untereinander aber nicht verwandt. Somit ergibt sich trotz gering erscheinender Inzucht bei den Nachkommen ein niedriger AVK bedingt durch den mitgegebenen Ahnenverlust der Eltern.
Mein Ziel ist es mich möglichst nahe an 0% (IK) und 100% (AVK) heran zu bewegen, soweit dies unter Betrachtung vieler anderer Faktoren (Gesundheit, Wesen, Abstammung, Aussehen) möglich ist.
Jeder Wurf besteht aus einer Vielzahl von Komponenten und Überlegungen, aber das Thema Inzucht ist für mich eins der wichtigsten.