Obwohl es LUA Dalmatiner seit fast 50 Jahren gibt, sind sie, außer in der Züchterszene, oft noch recht unbekannt.
LUA steht für „Low Uric Acid“, einen niedrigen bzw. normalen Harnsäurespiegel.
Alle Dalmatiner (soweit bekannt), außer den LUAs, sind reinerbig für den Gendefekt Hyperurikosurie (HUU).
Dies bedeutet, dass sie Purine nicht in dem Maße verstoffwechseln können wie andere Rassen, die diesen Defekt nicht haben.
Normalerweise wird Harnsäure zum Endprodukt Allantoin verstoffwechselt und dann ausgeschieden. Beim Dalmatiner ist dies nur teilweise der Fall. Sie scheiden stattdessen einen vielfach höheren Anteil an Harnsäure aus, der schwer löslich ist. In einer übersättigten Lösung können sich dann Kristalle bilden, welche sich im weiteren Verlauf, sofern sie nicht ausgespült werde, zu Steinen zusammenlagern können.
Sie können lange Zeit unbemerkt in der Blase liegen. Irgendwann kann es aber passieren, dass ein Stein in die Harnröhre rutscht und diese blockiert, was einen Urinabsatz unmöglich macht.
Dies stellt einen lebensbedrohlichen Notfall dar und erfordert sofortiges Handeln!
Rüden sind, aufgrund ihrer Anatomie (der Penisknochen und die damit verbundene Engstelle) einem höheren Risiko ausgesetzt.
1973 wurde von Herrn Schaible in den USA eine Einkreuzung mit einem Pointerrüden durchgeführt um wieder das gesunde Allel einzubringen und damit den Defekt zu bekämpfen.
Alle heutigen LUA Dalmatiner (mit Stammbaum) sind somit Nachkommen aus dem damaligen Kreuzungsprojekt.
Da Hyperurikosurie rezessiv vererbt wird reicht bereits eine Kopie des gesunden Allels, damit der Hund nicht betroffen ist.
Langfristig ist das Ziel die HUU komplett heraus zu züchten, aber dies braucht Zeit und Geduld.
Auf dem Foto zu sehen: Unsere LUA Nachzuchthündin „Exotic Spots High Hopes“ mit 15 Wochen.
Nun komme ich zu ein paar wissenswerten Daten in Bezug auf LUA:
*HUU (Hyperurikosurie) kommt auch bei vielen anderen Rassen vor wie z.B. bei der englischen Bulldogge, dem schwarzen russischen Terrier, dem großen Schweizer Sennenhund oder dem Berner Sennenhund. Meines Wissens ist jedoch nur beim Dalmatiner die gesamte Population betroffen.
* Für HUU gibt es einen Gentest! Es handelt sich um einen autosomal rezessiven Erbgang.
* LUAs können mischerbig (N/HUU) oder reinerbig (N/N) sein. Ein reinerbiger LUA vererbt das gesunde Allel an jeden seiner Nachkommen. Ein mischerbiger LUA dagegen nur an 50%.
*Bei der Verpaarung von zwei HUA (High Uric Acid) entstehen zu 100% wieder HUA.
HUA x LUA mischerbig ergibt 50% HUA und 50% mischerbige LUA.
HUA x LUA reinerbig ergibt 100% mischerbige LUA
Bei der Verpaarung von zwei mischerbigen LUA entstehen 25% HUA, 50% mischerbige LUA und 25% reinerbige LUA.
LUA mischerbig x LUA reinerbig ergibt 50% mischerbige LUA und 50% reinerbige LUA.
Aus zwei reinerbigen LUA entstehen wieder 100% reinerbige LUA.
Selbstverständlich handelt es sich bei den Erbgängen immer um Wahrscheinlichkeiten.
* LUAs haben häufig noch etwas kleinere, nicht so klar abgegrenzte und verwaschen wirkende Tupfen. Jedoch nicht immer. Es gibt bereits mehrere LUA, denen man optisch nicht das Geringste ansehen kann.
* LUA Dalmatiner unterscheiden sich lediglich im Harnsäure Spiegel von den HUA, andere gesundheitliche Effekte sind nicht bekannt.
* LUAs werden nicht überall anerkannt und zur Zucht zugelassen. Kroatien schließt diese Hunde z.B. komplett aus, weil sie sie als Mischlinge betrachten.
Auch Bulgarien schließt diese Hunde aus.
Wer möchte kann dazu den englischsprachigen Artikel „Crazy in Croatia“ lesen:
Abschließend möchte ich noch ein wenig meiner persönlichen Sichtweise einbringen:
Beim Thema LUA scheiden sich oft die Geister, denn obwohl es um einen gesundheitlichen Vorteil geht, werden die LUA nicht immer positiv betrachtet.
Die Befürworter bemühen sich sehr das LUA Gen mit jedem Wurf weiter zu verbreiten und die HUU somit langsam zu verdrängen.
Die Züchter, die dem ablehnend gegenüber stehen vermeiden aktiv den Einsatz eines LUA.
Es gibt, aus meiner Sicht, erstaunlich viele Leute, die gegen LUA sind, was ich persönlich sehr schade finde.
Als Argument wird gerne hervorgebracht, dass es ja wichtigere Baustellen gäbe als die Harnsäure und dass man die LUA in der Population nicht brauche, weil die HUU aus Sicht vieler kein Problem darstellt.
Es ist doch aber nicht so, dass sich ausschließlich darauf versteift wird, die restliche Gesundheit wird ja keinesfalls außer Acht gelassen!
Ich habe schon einige Diskussionen mitbekommen, in denen es so dargestellt wurde, als ginge es einzig und allein um LUA.
Auch bei LUAs wird auf das Gehör, HD, ED, OCD, das allgemeine Immunsystem, DCM und viele andere Dinge geachtet.
Wer einen Hund ohne Probleme hat, hat leicht reden. Aber wer einen Hund hat/hatte, welcher davon betroffen ist/war und diesen womöglich sogar deswegen verloren hat, der hat eventuell weniger Verständnis für eine negative Einstellung zu LUA.
Aus meiner Zucht ist ein Rüde mit 13 Monaten während der OP gestorben, in der Blasensteine hätten entfernt werden sollen, weil diese die Harnröhre blockiert haben.
Sowohl für die Besitzer als auch für mich war dies ein Schock!
Nicht zuletzt deshalb ist auch mir LUA ein großes Anliegen!
LUA ist eine Chance für die Rasse, eine Chance zumindest ein Problem langfristig und dauerhaft zu eliminieren.
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal Bowie’s Besitzerin danken, dass sie mit ihrem wundervollen Rüden unseren H-Wurf möglich gemacht hat!