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    Schöner Hund.

    “Wow, ist das aber ein schöner Hund”
    Hat das nicht fast jeder schon einmal über einen Hund gesagt oder über den eigenen gesagt bekommen?

    Natürlich empfindet in der Regel jeder seinen Hund als den schönsten und freut sich sehr, wenn er auch von anderen bewundernde Blicke und Worte erntet.

    In der Zucht allerdings ist das Thema optische Aspekte oft ein heikles Thema.

    Während jeder Züchter einen speziellen Typ oder eine Variante favorisiert (z.B. kompakter oder zierlicher Körperbau, groß und imposant oder kleiner und handlicher, helle Köpfe, besonders dunkle Augen, nordische Linie, amerikanische Linie, Fellfarbe und Tupfenverteilung etc.) wird es bei Welpeninteressenten nicht selten negativ betrachtet, wenn diese eine genauere optische Vorstellung haben.

    Ihnen wird gesagt sie sollten nicht nach der Optik entscheiden, sondern schauen, dass der Hund vom Charakter und den Ansprüchen zu ihnen passt.
    Natürlich ist es wichtig, dass die Chemie zwischen Hund und Halter stimmt und jeder einen Hund bekommt, der vorraussichtlich zu ihrem Leben und den Vorstellungen passt. Aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit, dass dieser Hund einem auch optisch gut gefällt.

    Ich verstehe nicht warum es generell verwerflich sein sollte optische Präferenzen zu haben. Insbesondere bei einer so auffälligen Rasse wie dem Dalmatiner, bei der jeder Hund aufgrund seiner Zeichnung absolut einzigartig ist. Menschen, die nur ein “Accessoire” haben wollen wird es immer geben, bei jeder Rasse. Aufgrunddessen generell schlechte Absichten zu unterstellen, nur weil jemand einen Wunschtyp hat empfinde ich als nicht zielführend.

    Ich habe noch niemanden sagen gehört “Dalmatiner haben so ein fantastisches Wesen, aber optisch sind sie wirklich hässlich.” sondern eher “Wow, der ist aber schön, wie sind die denn vom Wesen her?” Und warum? Selbstverständlich weil das Aussehen das erste ist was einem auffällt.

    Ich vermute, dass für die meisten Menschen optische Kriterien wie Größe, Fellart und Fellfarbe etc. bei der Auswahl eines Hundes eine entscheidende Rolle spielen, was ich als völlig normal betrachte.
    Kauft man sich etwa ein Sofa, ein Bett oder eine Küche, nur weil es so günstig und/oder praktisch war, obwohl man das Aussehen furchtbar findet? Ich glaube nein. Und das trifft auch auf Hunde oder Haustiere allgemein zu. Wir verbringen eine durchaus sehr lange Zeit mit ihnen, da sollte schon das Gesamtpaket passen.

    Gerade beim Dalmatiner werden Menschen immernoch verurteilt, wenn sie explizit nach einem Lemon oder Langhaar suchen. Wenn aber zum Beispiel jemand ausschließlich einen Plattenwelpen möchte oder einen Welpen mit möglichst wenig Tupfen, dann ist das keine Diskussion wert. Nach den Beweggründen wird nur gefragt, wenn sich jemand für etwas interessiert, das eine breite Masse für nicht fördernswert hält.

    Warum soll es ein Lemon sein? Warum ein Langhaar? Warum ein brauner Kurzhaar mit Platte? Warum ein schwarzer Blauäugier? Die Antwort ist vermutlich immer: Weil es gefällt, weil es Geschmackssache ist, was wird von den Leuten erwartet, wenn man sie dies fragt?

    Besonders wer sich für Lemon oder Langhaar interessiert darf sich dann gerne Sätze anhören wie “Wenn man einen gepunkteten Langhaarhund will soll man eben einen Englisch Setter nehmen” oder “Wer einen bunten Hund will hat genügend Auswahl bei anderen Rassen”.
    Ein Setter ist aber eben kein Dalmatiner, weder in optischer noch in charakterlicher Hinsicht.

    Ich habe sowohl Lina, als auch Jolie und Connor nicht zuletzt deshalb gekauft, weil sie optisch jeweils das waren, was ich mir vorgestellt hatte. Natürlich habe ich auch geschaut, ob das Gesamtpaket für mich passt. Aber wäre Jolie schwarz gewesen oder Connor kurzhaarig, dann hätte sie nicht gekauft und dazu stehe ich, dann hätte ich gewartet und meine Suche fortgesetzt. Ich liebe mein Chaostrio sehr und würde es immer wieder so machen, denn ich lebe schließlich mit den Hunden zusammen und niemand sonst.

    Es gibt weltweit genug Züchter, die sich für einige optische Aspekte schämen oder sogar ärgern, wenn sie im Wurf auftreten (z.B. blaue Augen, Platten oder ein unvorhergesehener Lemon oder Langhaar). Früher wurden z.B. langhaarige Dalmatinerwelpen häufig aussortiert, indem sie ins Tierheim gebracht wurden.
    Wer sich als Züchter ernsthaft darüber ärgert, wenn gewisse Dinge im Wurf fallen, mit denen er grundsätzlich rechnen muss, weil es in der Rasse immer wieder vorkommen kann, der sollte sich eventuell überlegen, ob diese Rasse oder die Zucht allgemein wirklich das Richtige für ihn sind.

    Menschen verurteilen andere gerne für etwas, das sie selbst nicht anders machen.
    Wer bei der Auswahl seines Hundes jegliche optische Kriterien (Größe, Fellart, Farbe, Körperbau, niedlicher Blick) außer Acht gelassen hat, der werfe den ersten Stein.